Warum entsteht das Impostor-Syndrom und wie kann man es überwinden?
Hattest du schon einmal das Gefühl, nach einem großen Erfolg keine Freude zu empfinden? Statt „Ich habe es verdient“ denkst du nur „Ich hatte einfach Glück“? Das ist kein Zufall. Das ist ein Signal. Das Impostor-Syndrom klingt vielleicht wie aus einem Film, ist aber ein echtes psychologisches Phänomen. Wie die Redaktion von Home For You betont, lässt es einen selbst dann zweifeln, wenn es allen Grund zum Stolz gäbe. In diesem Artikel tauchen wir tiefer in dieses Phänomen ein, schauen, wo es entsteht, wie es sich tarnt und – vor allem – was man dagegen tun kann.
Was ist das Impostor-Syndrom und warum ist es so verbreitet?
Viele glauben: Wenn ich zweifle, liegt es nur am geringen Selbstwertgefühl. Doch das Impostor-Syndrom geht tiefer. Es ist ein Zustand, in dem eine Person ehrlich glaubt, ihre Erfolge seien nicht Ergebnis von Talent oder Mühe, sondern nur Zufall. Und bald würden es alle „herausfinden“ – die Wahrheit käme ans Licht.
Interessant ist, dass das Impostor-Syndrom nicht Versager trifft, sondern im Gegenteil – jene, die Erfolg haben. Ivy-League-Unis, internationale Firmen, kreative Branchen – dort begegnet man diesem Gefühl am häufigsten. Es kennt kein Alter, kein Geschlecht. Ein junger Überflieger oder ein erfahrener Geschäftsführer – beide könnten morgens mit dem Gefühl aufwachen: „Ich bin hier aus Versehen.“
Wie erkennt man das Impostor-Syndrom im Unterschied zu normalen Zweifeln?
- Es ist dauerhaft, nicht situativ
- Es tritt auch nach objektivem Erfolg auf
- Man kann Komplimente nicht annehmen
- Man schreibt sich keine Verdienste zu – auch wenn es klar ist
- Man hat Angst, „aufzufliegen“, als wäre alles nur Theater
Woher kommt das Impostor-Syndrom?
Um das Phänomen zu verstehen, muss man Kindheitserfahrungen, soziale Einflüsse und kulturellen Hintergrund betrachten. Alles, was unser Selbstwertgefühl formt, kann zur Grundlage für dieses Syndrom werden.
Einfluss von Erziehung und Schule
Viele Erwachsene, die sich heute „unzureichend“ fühlen, waren als Kinder Musterschüler, die nur für Leistungen gelobt wurden. Oder sie wurden ständig verglichen: „Schau, Olga ist besser in der Schule.“ Daraus entsteht ein Denken: Liebe muss man sich verdienen – und man ist nie gut genug.
Soziale Medien als Katalysator
Stell dir vor, du scrollst durch Instagram – alle gründen Unternehmen, reisen, haben „perfekte“ Familien. Schnell glaubt man, selbst fehl am Platz zu sein. Genau da wird die Stimme im Kopf lauter.
Erfolgskultur
Die Gesellschaft lehrt uns: Entweder du bist ein Genie oder nichts. Niemand spricht über Misserfolge, Mühe oder Ängste. Also wenn man etwas erreicht, meldet sich der innere Kritiker: „Was, wenn das Zufall war?“
Wie zeigt sich das Impostor-Syndrom im Alltag?
Es sind nicht nur Zweifel. Es ist Handlungsunfähigkeit. Selbstsabotage. Emotionales Ausbrennen. Das Syndrom durchdringt alles – Beruf wie Privatleben.
Berufliche Folgen
- Man lehnt Chancen ab – „ich verdiene das nicht“
- Man arbeitet sich kaputt, um sich „würdig“ zu fühlen
- Man spricht nicht in Meetings – aus Angst, etwas Falsches zu sagen
- Man versteckt sich hinter den Erfolgen anderer
Privatleben
- Es fällt schwer, Liebe und Unterstützung anzunehmen
- Man fürchtet „aufzufliegen“ – auch in Beziehungen
- Man wählt unbewusst Partner, die einen abwerten
Typen von Impostor-Syndrom: jeder hat seine Maske
Nicht alle Betroffenen verhalten sich gleich. Es gibt verschiedene „Typen“ mit unterschiedlichen Schutzmechanismen.
Wer steckt hinter der Maske?
- Perfektionist – Wenn etwas nicht perfekt ist, ist es ein Versagen
- Einzelkämpfer – Um Hilfe bitten? Dann merken sie, dass ich nichts kann
- Geborener Genie – Alles muss beim ersten Mal klappen
- Workaholic – Arbeitet bis in die Nacht, um „den Erfolg zu rechtfertigen“
- Experte – Glaubt, nie genug zu wissen – trotz zehn Diplomen
Wie überwindet man das Impostor-Syndrom?
Es ist kein Sprint. Aber je besser du das Phänomen verstehst, desto leichter lässt es sich handhaben. Es geht nicht darum, sich „zu reparieren“ – sondern sich selbst realistisch zu sehen.
Schritte zur inneren Freiheit
- Erkenne den Moment – wenn der Gedanke „ich genüge nicht“ auftaucht, benenne ihn
- Notiere Erfolge – jeden Tag. Auch kleine.
- Sprich mit Menschen, denen du vertraust – Unterstützung öffnet die Augen
- Erlaube dir Fehler – sie sind kein Urteil
- Ziehe Fachleute hinzu – Psychotherapie hilft wirklich
- Lerne „Danke“ zu sagen für Komplimente – und stoppe dann
Warum sind Frauen häufiger betroffen?
Auch wenn es alle betrifft, erleben Frauen das Impostor-Syndrom oft intensiver. Gründe dafür sind Geschlechterrollen, gesellschaftliche Erwartungen und Mikro-Diskriminierung.
Faktoren, die belasten
- Stereotype über weibliche „Emotionalität“ und Irrationalität
- Unterschätzung von Frauen in Führungsrollen
- Doppelte Standards – „sei stark, aber nicht zu sehr“
- Erwartung, dass Frauen in allem perfekt sein müssen – Job wie Zuhause
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